Vom prunkvollen Schwimmbad zur kleinen Nasszelle

Reinigung von Körper und Geist

Selbst noch im letzten Jahrhundert, und das ist nun wirklich noch nicht so lange her, hatten viele Menschen gar kein eigenes Badezimmer. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde es zur Gewohnheit, in Wohnungen auch Badezimmer einzurichten, wobei diese Einrichtungen noch wenig mit den heute zumeist verbreiteten Bädern zu tun hatten. Den leicht abwertenden Namen „Nasszelle“ hatten sie damals noch wirklich verdient! Aber schon mal gefragt, wie sich die Menschen zu Zeiten der griechischen Philosophen, Julius Cäsars, Louis XIV oder der Ur-Ur-Großmutter eigentlich gewaschen haben?

Die Neandertaler kannten es wahrscheinlich noch nicht, das Badezimmer. Falls doch, dann wäre das ganz schön verrückt. Sie begnügten sich aber wohl doch eher mit dem Wasser aus Flüssen, Seen und Tümpeln. Die Körperpflege war zum damaligen Zeitpunkt ja auch noch nicht so wichtig, hatten die Neandertaler weder vor im Hotel Ritz (alle Suiten des 1906 eröffneten Hotels in London waren übrigens mit eigenen Badezimmern ausgestattet – zu der Zeit eine Neuheit) essen zu gehen noch Einlass in den angesagtesten Club der Stadt zu erbitten.

Doch bereits 4500 vor Christus haben die Paläste der Herrscher Mesopotamiens (geographisch das Gebiet um die Flüsse Euphrat und Tigris im heutigen Südost-Anatolien, Syrien und Irak) Badezimmer mit Wannen aus Ton besessen. Dies belegen archäologische Funde. 2000 v. Christus gab es in den Privaträumen der Herrscherin von Mari sogar ein Badezimmer mit einem Ofen zum Erwärmen von Wasser, zwei kleine Badewannen aus Ton, sowie die erste Form einer Art Dusche. In Mohenjo-Daro (2500 bis 1900 v. Christus) hatte bereits fast jedes Haus ein eigenes Bad und sogar eine Toilette. Zu diesem Zeitpunkt hatte Wasser eine große religiöse Bedeutung und diente dazu Körper und Geist zu reinigen. Es war nicht unüblich, dass die Menschen sich erst von Kopf bis Fuß waschen mussten, bevor sie einen heiligen Ort betreten durften. Damit sollten bösen Geistern der Zugang zu diesen Orten versperrt werden.

Ein mystisches Bad in der Unterwelt

Auch im antiken Griechenland und bei den Römern hatte die Badekultur einen sehr hohen Stellenwert. Die Griechen entdeckten ca. 400 bis 146 v. Christus die Heilkraft von Wasser und errichteten die ersten antiken Heilbäder in Athen, Kos und Korinth. Sie integrierten das Baden mit seiner heilenden und pflegenden Wirkung in ihre Lebenskultur. Dichter und Schriftsteller wie Homer schilderten in ihren Erzählungen die mythische Kraft von Wasser. So badeten die Helden ihrer Geschichten im warmen Wasser, um sich körperlich zu stärken. Die Mutter von Achilles soll ihren Sohn sogar im Unterweltsfluss Styx gebadet haben, um ihm Unsterblichkeit zu verleihen. Gestorben ist er trotzdem – tja, wäre da nicht diese verdammte Ferse gewesen, der einzige verwundbare Teil seines Körpers.

Prunkvolle Anlagen zu Zeiten der römischen Kaiser

Die Fußbodenheizung und Kanalisation der antiken Griechen bildeten die Voraussetzungen für die Entwicklung der römischen Thermen. Zu den ältesten erhaltenen Thermen zählen die Stabianer Thermen in Pompeji, die beim Ausbruch des Vesuvs verschüttet wurden. Zunächst entwickelten sich recht schmucklose und karg ausgestattete öffentliche Badstuben, doch schon bald entstanden prunkvolle Thermen mit marmorgeschmückten Wänden und weitläufigen Schwimmbecken mit warmem und kaltem Wasser.

Doch es gab noch viel mehr zu bestaunen: so besaßen die luxuriösen Badanlagen sogar Massageräume, Saunen, Sportstätten, Bibliotheken, Gärten und Säulenhallen, wo die Badegäste den Vorträgen von Philosophen lauschten oder die neusten Gerüchte austauschten. In jeder Badeanstalt gab es auch öffentliche Toiletten und die Römer sollen dort sogar wichtige geschäftliche sowie politische Angelegenheiten besprochen haben. Das Baden wurde zu einem wichtigen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens und fast jeden Nachmittag (wenn es sich einrichten ließ) suchten Männer und Frauen die öffentlichen Thermen auf.

Nach einem ausgedehnten Bad ging es dann wieder nach Hause. Doch manchmal bot sich den Gästen ein weniger erfreulicher Ausklang des ansonsten so entspannenden Tages, denn wenn man Pech hatte, wurde einem schon mal die Kleider, die man im Umkleideraum gelassen hatte, geklaut. Was für ein Drama – man konnte sich doch nicht nackt auf der Straße blicken lassen!

Um dies zu verhindern, mussten schon mal Sklaven die Kleidung bewachen. Mit dem Untergang des römischen Reiches, setzte auch der Zerfall der römischen Bäder im westlichen Teil des Reiches ein. Doch im Byzantinischen Reich blieb die Tradition erhalten: alte Thermen wurden weiter benutzt und neue Anlagen erbaut. Die Araber übernahmen diese von ihnen vorgefundene Badekultur sogar und entwickelten sie für ihre Bedürfnisse weiter. Die Badekultur in islamischen Ländern ist eng mit dem Glauben verknüpft.

Im Badezimmer Besuch empfangen

Erst im 12. Jahrhundert nach Christus kamen öffentliche Badstuben wieder in Mode und im Spätmittelalter gehörte gemeinsames Baden in Adelskreisen sogar zum Hofzeremoniell. Es war zudem ein Zeichen der Gastfreundschaft, die Gäste vor einem Festmahl zum Baden einzuladen. Viele Adlige stiegen nicht mal aus ihren Badewannen, wenn sie Besuch bekamen, sondern sie empfingen ihre Gäste im Baderaum. Die herrschaftlichen Baderäume der Adelssitze waren teilweise sehr kostbar ausgestattet (z.B. mit verzinnten Badebecken mit Bänken).

Die öffentlichen Einrichtungen waren dagegen zwar weniger prachtvoll, dafür herrschte aber auch hier viel Andrang, denn die Badestuben entwickelten sich schon bald zu Kommunikations- und Vergnügungsstätten. Es wurde nicht nur gebadet, sondern auch gegessen, getanzt und musiziert. Mit der Geschlechtertrennung nahm man es hier nicht so genau und auch das Glückspiel wurde hier gerne mal angeboten - das ließ natürlich die Kirche misstrauisch werden. So witterten sie in den gemischten Badehäusern einen Sündenpfuhl und setzten alles daran, dem gemeinsamen Tummeln ein Ende zu setzten.

Versailles‘ ungenutzte Badewannen

Der Ausbruch von Syphilis, der Pest und Cholera kam der Kirche da gerade recht. Wurden die Badeanstalten zuvor auch zur Behandlung von (Haut-)Krankheiten genutzt, mied man nun das Baden und es verbreitete sich die Meinung, dass das Wasser Schuld an der Verbreitung der Seuchen sei. Die Menschen mussten nun eine neue Möglichkeit finden, sich sauber zu halten. Man tauchte nicht mehr den ganzen Körper in Wasser ein, sondern nur Gesicht, Hände und Füße wurden mit feuchten Lappen abgerieben.

Wer etwas auf sich hielt, der parfümierte sich mit teuren Wässerchen und puderte den gesamten Körper. Auch wechselte man nun häufiger seine Kleidung. Sauberkeit wurde gleichgesetzt mit:

  • weißer Wäsche
  • Wohlgeruch
  • modischer Kleidung

Dennoch wurden in Schlössern weiterhin prachtvolle und voll funktionsfähige Bäder eingerichtet, die wohl eher dazu dienten den eigenen Reichtum zu repräsentieren als wirklich darin zu baden. Zudem kamen im 17. Jahrhundert mobile Badewannen in Mode. Im Schloss von Versailles (weitere Infos hier) soll es unter Louis XIV (1638-1715), vielleicht besser bekannt unter dem Namen „Sonnenkönig“ über 100 dieser beweglichen Wannen gegeben haben. Ob sie allerdings wirklich genutzt worden sind, ist nicht dokumentiert.

Schaukelbadewannen und Nasszellen

Fast zwei Jahrhunderte lang geriet das Badevergnügen in Vergessenheit und erst mit dem Zeitalter der Aufklärung (Mitte des 18. Jahrhunderts) fand ein Umdenken in der Gesellschaft statt. Öffentliche und private Bäder wurden wieder eingerichtet. Auch konnte man sich eine Badewanne mit heißem Wasser ins Haus liefern lassen, denn nicht jeder konnte sich ein eigenes Badezimmer leisten. 1855 eröffnete in Hamburg die erste Bade- und Waschanstalt Deutschlandsmit 65 Badewannen und 56 Waschtischen. Diese Einrichtung bot gerade der ärmeren Bevölkerung die Möglichkeit zur Körperreinigung.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entstanden noch weitere solcher Badeanstalten. Einige von ihnen entsprachen schon fast den heutigen Schwimmbädern, konnte man doch dort schwimmen lernen. Um 1900 rum wurden auch in Häusern separate Badezimmer mit Badewanne und Waschbecken eingerichtet. Die englischen Badezimmer versprühten mit ihrer Holzverkleidung viel Gemütlichkeit und enthielten oftmals sogar ein Sofa und einen Tisch. Dagegen waren die amerikanischen Bäder eher funktional und mit Kacheln ausgestattet.

Dieser Stil setzte sich auch in Europa durch. Doch ein eigenes Bad war auch weiterhin purer Luxus und ein Großteil der Bevölkerung musste viele Jahre ohne Badewanne oder Dusche auskommen. Im Rahmen des sogenannten Baubooms wurden ab 1950 viele Wohnungen mit sogenannten Nasszellen ausgestattet. Erst nach und nach entwickelten sich die uns heute bekannten Badezimmer. Übrigens ließ sich Carl Dittmann 1889 eine Schaukelbadewanne patentieren und die war sogar 20 Jahre lang sehr populär. Durch das Hin- und Herschaukeln sollte sich das Bad in ein „Wellenbad“ verwandeln.

Badezimmer heute und morgen

Heutzutage hat fast jeder ein eigenes Badezimmer und es dient nicht nur dem Waschen, sondern auch der Entspannung und dem Wohlfühlen. Es ist ein Genuss an einem kalten Wintertag mit einem guten Buch in der heißen Wanne zu liegen bis die Haut ganz schrumpelig wird. Wer es sich leisten kann, der lässt sich neben dem Kauf einer Dusche auch die neusten Spielereien oder sogar einen Whirlpool einbauen. Andere hingegen müssen mit kleineren Räumlichkeiten und weniger Luxus auskommen, aber selbst mit wenigen Mitteln lässt sich ein Badezimmer heutzutage schön einrichten.

Was die Zukunft wohl bringen mag? Keine Ahnung, aber das Streben nach individueller Gestaltung und Auswahl wird sich in den kommenden Jahren kaum ändern, so dass Designer und Architekten auch weiterhin Jahr um Jahr neue Produkte und Gestaltungsmöglichkeiten hervorbringen. Eines sollte sich auf jeden Fall ändern: Das Umweltbewusstsein sollte stärker in den Vordergrund treten, denn der nachhaltige Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wir müssen uns immer mehr bewusst machen, dass es viele Menschen auf der Welt gibt, denen kein frisches, sauberes Wasser zur Verfügung steht – weder zum Trinken noch zum Waschen, während andere Bevölkerungsgruppen Wasser sogar verschwenden.

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